Hausgeschichten

Mittelalterliche Badstube

Die Badstube

Häuser haben spannende Geschichten, die manchmal erst zufällig zutage kommen. 1995 wurde bei Umbauarbeiten im Keller eines Gebäudes an der Enz in Besigheim/Württemberg Reste einer mittelalterlichen Badstube entdeckt. Archäologen rekonstruierten die Raumaufteilung und sicherten die Funde. Ich erarbeitete anhand von schriftlichen Quellen, die in Stadt- und Staatsarchiven zu finden waren, die Geschichte des Hauses. Daraus wurde ersichtlich, dass die Badstube „gelegen auf der Enzmauer“ schon Mitte des 15. Jahrhunderts in Betrieb war und bis Mitte des 17. Jahrhunderts genutzt wurde. Dann wurde das Haus an privat verkauft und der Badebetrieb eingestellt. Zur offiziellen Öffnung der Badstube im Jahr 2005 realisierte ich eine Ausstellung, die die Geschichte des Hauses und die Badekultur der frühen Neuzeit anhand von historischen Quellen und archäologischen Funden exemplarisch aufzeigt.

Das Steinhaus

Das Steinhaus in Besigheim ist ein weiteres Beispiel wie die Aufarbeitung und Präsentation der Hausgeschichte eine moderne Nutzung ergänzen und bereichern. Die heutige Eigentümerin, die Stadt Besigheim nutzte das denkmalgeschützte Gebäude ab 2004 zu einer Musikschule um. Der Umbau erhielt möglichst viel der historischen Bausubstanz, z.B. Wandlaibungen mit Brandspuren des 15. Jahrhunderts, eiserne Bettgestelle der Gefängniszeit und Treppenaufgänge des 20. Jahrhunderts. Zu diesem Geschichtsspuren verfasste ich in eine Beschilderung mit erklärenden Texten. Eine kleine Dauerausstellung mit Archivalien ergänzt den historischen Hausrundgang und macht die Geschichte des Gebäudes vom mittelalterlichen Palas des 13. Jahrhunderts über die Jahrhunderte lange Nutzung als Fruchtkasten bis zum Umbau zu einem Gefängnis im 18. Jahrhundert erlebbar. Heute sind der Besuch der Badstube an der Enz und des Steinhauses ein fester Bestandteil des historischen Stadtrundgangs.

Auftraggeber: Stadtverwaltung Besigheim
Partner: Büro Zahn, Schwäbisch Gmünd

Ein Denkmal der Liebe 

…. Im Dachgeschoss war nur ein Zimmer, das mit einem kleinen Ölofen ausgestattet zum Wohnen im Sommer zu heiß und im Winter zu kalt war. Denn dahinter – und über eine von Holzwürmern befallene Treppe erreichbar – darüber der offene Dachstuhl. Wer alte Häuser kennt, vor allem bäuerliche Häuser, weiß dass auf den unausgebauten und zugigen Dachböden viele Dinge zu finden sind, die einmal im Haus verwendet wurden, für seine Bewohner bedeutend waren, dann nutzlos und doch zu schade zum Wegwerfen auf den Dachböden und Bühnen gelandet sind und dort vergessen manchmal Jahrhunderte überdauern. So war es auch in diesem Haus. Unter dicken Staubschichten standen vergessen ein Schrank, eine Kommode, schief auf drei Füßen wackelnd, neben Dachziegeln und einer Regenrinne lagen Backkörbe und geflochtene Reisekoffer, dazwischen: ein Bild? ein Wandkasten ? oder eine Wandvitrine ? Ungefähr 60 hoch, 40 cm breit und 12 cm tief:

Ein Denkmal der Liebe

Die ganze Geschichte als pdf hier zum downloaden

Das Steinhaus

Publikation: Brigitte Popper: Das Steinhaus in Besigheim – urkundlich belegt.
In: Südwestdeutsche Beiträge zur historischen Bauforschung. Bd. 7 /2007

Nottreppe des Steinhauses