16. Dezember 1944

der beschädigte Ortskern

Keine zehn Minuten hat der Horror acht Tage vor Weihnachten gedauert. Es traf die Menschen in ihren alltäglichen Verrichtungen, auf dem Feld, beim Kuchen backen, beim Gespräch mit den Nachbarn.

Wie sich bei Forschungen in englischen und amerikanischen Archiven herausstellte war es ein Versehen. Die Bomben galten wichtigen strategischen Zielen, die durch ausgefallene Radargeräte und schlechte Sicht nicht angeflogen wurden.

Die Erinnerung an die zehn Minuten des Angriffs ist lebendig geblieben. Regelmäßig gedenkt ein offizieller Trauergottesdienst mit Kranzniederlegung am Gemeinschaftsgrab der Opfer, und die Erlebnisse des Tages sind immer wieder Gesprächsthema bei Familien- oder Jahrgangstreffen.

Die Wiederkehr dieses denkwürdigen Tages habe ich zum Anlass genommen, mit Betroffenen des Angriffs zu sprechen und deren Erlebnisse und Erinnerungen auf Band aufzunehmen. Aus der Vielzahl der Gespräche und meterlangen Bandmaterials ist eine knapp 12 Minuten dauernde Hörinstallation geworden. Diese Form der Präsentation dokumentiert zum einen das persönlich Erlebte und Erinnerte der Betroffenen, gleichzeitig knüpft sie an die Tradition der mündlichen Überlieferung an, in der Ereignisse der Geschichte von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Die Präsentation im Gewölbekeller des Rathauses von Ingersheim aktivierte die Erinnerung an die Luftschutzkeller. Beim Hinabsteigen der Treppe wurde mittels einer Lichtschranke ein Band mit den bedrohlichen Geräuschen von Sirenen, Tieffliegern und detonierenden Bomben gestartet. Der Besucher tappt im Dunkeln und ist ganz den Interviewpassagen ausgeliefert.

Realisation: Audio-Installation im Gewölbekeller des Rathauses; audio-CD erhältlich über die Gemeindeverwaltung Ingersheim

Auftraggeber: Gemeinde Ingersheim

Partner: Event-Design Buchwald Ingersheim, Zeitzeugen aus Großingersheim